Die erste räumliche Anordnung des Marktplatzes von Wadowice entstand bereits im Spätmittelalter. Im 16. Jahrhundert dehnte sich die Stadt in der Süd-Nord-Achse aus. Nach der ersten Teilung Polens (1772) und der Entstehung Galiziens veränderte sich die räumliche Anordnung der Stadt sichtbar, weil durch das Zentrum die Straße von Wien nach Lemberg geführt wurde.
Von nun an entwickelte sich die Bebauung der Stadt entlang der Hauptstraße von Westen nach Osten. Es begannen Arbeiten zur Verbesserung der Ästhetik und Funktionalität des Marktplatzes. Der Graben, der den Platz in zwei Teile teilte, wurde zugeschüttet und zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde der Friedhof rund um die Pfarrkirche entfernt.
Die Änderung der räumlichen Gestaltung um den Marktplatz beeinflusste auch der letzte große Stadtbrand von ca. 1818/19, der die Ostfassade vollständig zerstörte. Die Fläche in Form eines gleichseitigen Vierecks hörte auf zu existieren, der Marktplatz wurde zur Kirche hin „geöffnet“ und ist es noch heute.
In der galizischen Zeit verwandelte sich Wadowice jeden Donnerstag in einen riesigen Markt. Die Händler nahmen fast alle Straßen, die vom Marktplatz wegführten, in Beschlag. Der zentrale Platz der Stadt war voll so regen Handels, dass im 19. Jahrhundert der Glaube herrschte, dass man dort im Grunde alles kaufen und verkaufen konnte. So war der Markt in Wadowice nicht nur mit üppigen Ständen und überfüllten Karren reicher Händler und Handwerker gefüllt, sondern auch mit spärlichen Ständen kleiner Verkäufer, die Trödel anboten.
Kirche der Darstellung der Heiligen Jungfrau Maria in Wadowice
Zu den wichtigsten öffentlichen Gebäuden im Wadowice des 19. Jahrhunderts gehörten die kirchlichen Bauten. Die erste Erwähnung der Stadtpfarrkirche geht auf das 14. Jahrhundert zurück. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die ursprüngliche Holzkonstruktion der Kirche durch eine Backsteinkonstruktion ersetzt und später erweitert. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Fassade der Kirche, einschließlich des Glockenturms, nach einem Entwurf des Krakauer Architekten Tomasz Pryliński umgebaut. Damals wurde die Fassade mit Heiligenstatuen von Zygmunt Langman geschmückt. Sie stellen die Jungfrau Maria dar, umgeben von den heiligen Adalbert und Stanislaus – den Schutzheiligen Polens.
Gebäude des Stadtamtes
Der repräsentative Charakter der Stadt und ihre demografische Entwicklung veranlassten die Stadtverwaltung, ihre Räumlichkeiten an die neuen Umstände anzupassen. An der Nordseite des Platzes, links von der Kirche, wurde 1846 das Gebäude des Magistrats errichtet, das den veralteten hölzernen Rathaus ersetzte. Ursprünglich befanden sich hier auch das Distriktgericht, das Gymnasium und die öffentliche Hauptschule. Verdiente Bürgermeister waren Tadeusz Starzewski (1860-1931), Doktor der Rechtswissenschaften und Mitglied der Abteilung der Kreissparkasse sowie Franciszek Opydo (1856-1923), Arzt und Mitglied des Reichsrates in Wien.