Bis in die 1870er Jahre befand sich Wadowice abseits der Hauptverkehrswege, weshalb die Stadt keine strategische oder militärische Bedeutung hatte. Diese Situation änderte sich dramatisch mit der „Ankunft“ der Österreicher. Bereits 1790 beschloss die österreichische Führung aus Angst vor einem Krieg mit Preußen, die Verbindungsstraße zwischen Wadowice und Sucha zu besetzen, um die Verbindungen nach Ungarn zu sichern. Entscheidend war jedoch der Bau der Chaussee zwischen Wien und Lemberg: Wadowice wurde zu einem wichtigen Punkt auf dieser Route.
Die militärischen Vorteile der Stadt wurden bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts erkannt. Vor 1820 wurde im Westteil Wadowice, an der Wiener-Straße (heute Mickiewiczastraße) ein Verpflegungsgebäude für die Armee errichtet. Kurz nach der Verlegung des Distriktamtes nach Wadowice (1819) begannen die ersten „Versetzungen“ militärischer Einheiten in die Stadt. 1823 trafen in Wadowice die Reserveformationen des 56. Infanterieregiments von Myślenice.
Kasernengebäude des K.u.K. 56. Infanterieregiments
Im Jahre 1825 wurde Wadowice als permanenter Sitz des 56. Infanterieregiments gewählt. Heute gilt das dreistöckige Gebäude (aus dem Jahr 1827) als einer der am besten erhaltenen Komplexe dieser Art in Polen. Die Kaserne wurde an der „Kaiserlichen Landstraße“ (etwa 600 m vom Stadtzentrum entfernt) errichtet, damit die Armee bei Bedarf die Hauptverkehrsstraße der Stadt und Galiziens nutzen konnte. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts blieb Wadowice der wichtigste Punkt auf der militärischen Landkarte Westgaliziens. Die dortige Garnison erfüllte nicht nur Polizei- und Schutzaufgaben, wie während des Novemberaufstands, sondern war auch wichtigste Kraft bei der Niederschlagung des Krakauer Aufstands (1846). In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann die militärische Bedeutung der Stadt, in Folge der Änderung der Taktik der Armeeführung und Verstärkung der Festungen in Krakau und Przemyśl, zu sinken. Als Polen die Unabhängigkeit wiedererlangte, trat an die Stelle des 56. österreichischen Regiments das 12. Infanterieregiment, das ab 1924 den Namen des 12. Infanterieregiments des Wadowice-Landes trug.
Das österreichische 56. Infanterieregiment konnte ein eigenes repräsentatives Musikstück vorweisen. Die Partitur des „Potpourri für Militär Musik“ wurde von dem Infanteristen und Mitglied des Regimentsorchesters Josef Dawid komponiert.
Das Gebäude der „Stadtkaserne“ des 54. Regiments der Landswehr
In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Garnison durch reitende Truppen verstärkt. Zu diesem Zweck wurden die Gebäude gegenüber dem Hauptgebäude der Infanteriekaserne 1854 umgebaut. Die zweite Kaserne und die Stallgebäude auf der Rückseite konnten mindestens eine Kavalleriedivision aufnehmen. Für die Bedürfnisse der Armee wurden ganze Landstriche in Richtung des Flusses Skawa (im Osten) und des Łozówka-Tals im Nordwesten, bis zur Młyńskastraße (heute Legionówstraße) besetzt. In der Kavalleriekaserne – der sogenannten „Stadtkaserne“ – wurde das 54. Landwehrregiment stationiert. Im Jahr 1901 wurde es nach Cieszyn verlegt, wo es in die Struktur des 31. Landwehrregiments aufgenommen wurde. In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts entstand auf dem Gelände, das zuvor von der Kavallerie, dem Landwehrregiment und der Artillerie genutzt wurde, das bis heute bestehende Industriegebiet von Wadowice.
Ab 1871 übernahm der ältere Bruder von Josef Baum, Antoni Baum (1819-1888), das Kommando über das örtliche Landwehrbataillon 54. Er nahm an einer der größten Schlachten des 19. Jahrhunderts – bei Sadowa (Königgrätz, 1866) – teil, die über das Schicksal des österreichisch-preußischen Krieges entschied.