Ein sehr lebhafter Junge, sehr tüchtig, sehr klug und sehr gut. Optimistisch veranlagt, obwohl man bei genauerem Hinsehen den Schatten früher Verwaisung in ihm erkennen konnte. Ich lernte ihn kurz nach dem Tod seiner Mutter kennen. Er zeichnete sich dadurch aus, dass er seinen Mitschülern gegenüber sehr loyal war und keine Konflikte mit dem Lehrpersonal hatte. Er lernte fleißig.
Pater Kazimierz Figlewicz – Mittelschulkatechet und Messdienerbetreuer
Karol Wojtyła verbrachte die ersten 18 Jahre seines Lebens in Wadowice. Im Alter von 6 Jahren ging er in die Grundschule und mit 10 Jahren in das achtjährige Gymnasium, das er mit dem Abitur abschloss. Er war überzeugt, dass er der polnischen Schule und ihren Lehrern die Grundlage für seine Zukunft verdankte. Er betonte, dass der Mensch durch die Kultur – die er in der Schule erlernt – er selbst ist.
Karol Wojtyła besuchte ab dem 15. September 1926 die Marcin-Wadowita-Männliche Grundschule, die sich im Gebäude des Magistrats am Wadowicer Marktplatz befand. Im Erdgeschoss des Gebäudes befanden sich die Büroräume des Rathauses, das Restaurant und die Konditorei „Oaza“ von Jan Hyłka, während in den oberen Stockwerken die Schule untergebracht war. Die Lernbedingungen waren damals schwierig, weil die Klassen überfüllt waren und es nur wenige Lehrer gab (auf 320 Schüler kamen 9 Lehrer). In der Zwischenkriegszeit waren die Klassenräume nicht nur überfüllt, sondern auch schlecht belüftet und oft miserabel beleuchtet. Der Unterricht musste in zwei Schichten abgehalten werden. Außerdem fehlte es aufgrund der knappen finanziellen Mittel an angemessenen Schulausstattung. Der Lehrplan umfasste damals Polnisch, Geschichte und Geografie. Nach der Schule verbrachten die Kinder wenig Zeit mit Spielen, weil sie sich sofort an die Hausaufgaben und das Lernen machten.
Maria Janina Kaczorowa, eine Nachbarin der Familie Wojtyła, erinnerte sich, dass Karol in dieser Zeit seines Lebens ein dünner, blasser und kurzhaariger Junge war, der meist kurze Hosen trug. Er war auch immer sehr höflich und gut erzogen und gehorsam seinen Eltern und seinem älteren Bruder gegenüber.
Eines Tages rief Frau Bernhardt, eine Lehrerin der Grundschule, den kleinen Karol in das Lehrerzimmer, dass zu diesem Zeitpunkt leer war. Lolek hörte, dass er tapfer sein müsse, weil seine Mutter gestorben ist. Sie erklärte dem Jungen, dass sein Vater sie gebeten hat, ihm diese Nachricht zu übermitteln, weil er selbst nicht in der Lage gewesen wäre, es zu tun. In diesem Moment verstand der kleine Karol, was geschehen war.
Der Tod seiner Mutter wirkte sich nicht auf Karols Schulnoten aus, aber der kleine Junge war nicht mehr so fröhlich und zuversichtlich wie zuvor. Erst nach einer Weile erholte er sich und wurde fröhlicher, indem er mit Gleichaltrigen spielte.
Eine Anekdote aus dem Leben von Karol sagt, dass er und Jerzy Kluger eines Tages auf dem Marktplatz Indianer und Cowboys spielten. Als sie einen Polizisten sahen, der über den Platz marschierte, begannen sie eine Diskussion darüber, ob sein Paradesäbel aus Holz oder Metall war. Der Streit musste entschieden werden, also sobald der müde Polizist sich auf eine Bank setzte und einschlief, näherten sich die Jungen ihm heimlich. Jeder von ihnen versuchte, die Waffe aus der Scheide zu ziehen, aber ohne Erfolg. Deshalb versuchten sie es gemeinsam, indem sie beide Enden festhielten: der eine am Griff des Säbels und der andere an der Scheide. Der Säbel flog plötzlich in die Luft und fiel mit lautem Klirren auf den Boden. Der Polizist wachte auf und war sehr wütend. Zum Glück tauchte Jerzys Vater auf und schlichtete den Vorfall.
Heute ist das Gebäude der Sitz des Rathauses.